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Ich bin innerlich zerrissen

Am Ende stand die klare Botschaft, sich für die Demokratie einsetzen, im Alltag, in der Schule und auf dem Fußballplatz

So schloss Gábor Lengyel, Senior-Rabbiner der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, seinen Vortrag mit den Worten, jeder Einzelne möge sich stets auch mit den Argumenten, den Haltungen und Gefühlen der anderen auseinandersetzen, um Verständnis zu entwickeln und so die Demokratie zu stärken.

Zuvor hatte der 84jährige den Schülerinnen und Schülern des UEG und des TGG die komplexe Geschichte des Nahostkonflikts verdeutlicht. Nach den brutalen Anschlägen der Hamas auf die Zivilbevölkerung und den darauffolgenden verheerenden Militärschlägen der israelischen Armee erscheint dieser auswegloser denn je. Hass und Gewalt auf beiden Seiten lassen die Hoffnung auf Frieden in der Region in weite Ferne rücken. Der Rabbiner stellte die „Narrative“ der palästinensischen und der israelischen Seite gegenüber und ließ die Schülerinnen und Schüler teilhaben an den Herausforderungen, die sie für eine Konfliktlösung darstellen.

Gabor Lengyel verlor seine Mutter mit vier Jahren, als sie auf einem Todestransport im Viehwagen nach Dachau starb. Er selbst überlebte die Holocaust und studierte anschließend im „Land der Mörder“, wie man Deutschland damals nannte. Er fand in Deutschland seinen Lebensmittelpunkt. Seine geistige Heimat sieht er aber in Israel. Dennoch erklärte er den Schülerinnen und Schülern seine eigene innere Zerrissenheit: Ein Ozean an Texten zur Seite der Israelis stünde einem ganzen Regal mit Büchern zur Perspektive der Palästinenser gegenüber. So stünden auf der einen Seite grausam verschleppte Geiseln, auf der anderen Seite über 40.000 Tote und über 100.000 Verletzte als Folge des militärischen Gegenschlags. Ohne ein Ende der Gewalt, aber auch ohne eine Anerkennung der Rechte und Sichtweisen beider Seiten, möglicherweise auch durch eine Zweistaatenlösung sei ein Frieden in dieser Region nicht möglich, so Lengyel.

Der Rabbiner war auf den Wunsch von Schülerinnen und Schülern beider Gymnasien gekommen, die bereits im Frühjahr an einem interkulturellen jüdisch-muslimischen Tandem mit Gábor Lengyel und Rumeysa Koç teilgenommen hatten. Beide Begegnungen wurden durch die Gedenkstätte Ehemalige Jüdische Schule in Leer finanziert.

 

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