„Paris historique“ – für die beiden Geschichtsleistungskurse des Ubbo-Emmius-Gymnasiums ein selbstverständlicher Schwerpunkt einer Studienfahrt nach Paris im August/September 2010.
Natürlich war das Interesse der 36 SchülerInnen und drei Lehrkräfte (Ciesielski, Herr, van Mark) aus den verschiedensten Gründen nicht ausschließlich historisch, zumal auch das moderne Paris eine Fülle an Reizen, z.B. im Bereich des Konsumlebens, zu jeder Tages- und Nachtzeit bot. Das überwiegend schöne Spätsommerwetter half die vielfältigen Eindrücke einer modernen Metropole ( Verkehr, multikulturelles Treiben, bedingt komfortable Wohnsituationen) besser zu verarbeiten. Besonders in Montmartre, in der Welt der Amelie, heute eine Mischung aus touristischem Künstlerviertel, Reeperbahn, Shoppinggassen und lauschigem (sündhaft teurem) Wohnviertel verdichteten sich die Eindrücke, überragt von einer spektakulären weißen Kirche (Sacre Coeur), auf deren Treppe sich allabendlich halb Paris traf, um den einmaligen Blick auf die erleuchtete Stadt zu genießen (und nicht nur diesen Blick). Hier war die UEG- Gruppe zu Hause, unmittelbar am Fuße der großen Attraktion, der weißen Sacre Coeur. Die Viertel Quartier Lati n, Paris St.Germain oder Marais (samt der berüchtigten Rue Oberkampf) blieben deshalb weitestgehend unbeachtet.
Wie für jeden Touristen stand natürlich auch ein Tagesausflug nach Versailles auf dem Programm, wohin die französischen Könige seit dem 17. Jhd. aus dem Pariser Louvre bzw. dem (nicht mehr existierenden) Tuilerienschloss gezogen waren und durch ihre Lebensweise die Französische Revolution provozierten. Herrschte im Schloss selbst noch ein Gedränge wie im Gare du Nord (besonders im berühmten Spiegelsaal), so tauchte man in den weiträumigen Gärten bei herrlichem Sonnenschein in eine andere Welt ein. Nahezu idyllisch und romantisch erschien die „Domäne der Königin“, die sich Marie Antoinette, die Gattin Ludwig des XVI., in einer Ecke des Gartens eingerichtet hat. Welch ein Kontrast zu ihrer Zelle in der Conciergerie. Sie war eine von mehreren hundert Personen, die in diesem Gefängnis ihre Hinrichtung auf dem „Place de la Revolution“ (heute: „Place de la Concorde“ mit dem Obelisken) erwartete. Am Ende traf es auch die „Erfinder“ der Terreur selbst ( Danton, Saint .Just, Robespierre).
Mehr noch als irgendein anderer Franzose in Paris gegenwärtig ist ein Mann, der eigentlich kein richtiger Franzose war: Napoleon Bonaparte. Eher unauffällig: Brücken und Kanäle, die auf Initiative des Korsen gebaut wurden. Besonders spektakulär: der Triumphbogen und der Invalidendom, in dessen Mitte die sieben ineinander gelegten Särge Napoleons stehen, umrahmt von etlichen Reliefs, die die Leistungen des Kaisers dokumentieren. Im benachbarten Armeemuseum zu besichtigten sind die schönsten Waffen und Uniformen Frankreichs seit dem Mittelalter – von der Blutspur, die diese Gegenstände und nicht zuletzt Napoleon selbst hinter sich hergezogen haben, sieht man nichts.
In der Kirche Notre Dame, gelegen auf einer zauberhaften Seineinsel „Ile de la Cite“, erinnert nichts mehr an Napoleon, obwohl er sich hier im Jahre 1804 selbst zum Kaiser gekrönt hat. Das monumentale Krönungsgemälde Davids hängt weit weg im Versailler Schloss.
Die Stelle neben dem Palais Royal, wo Camille Desmoulins am 13.Juli die Pariser Bevölkerung zum Sturm auf die Bastille aufgerufen hat, konnte während einer sehr aufschlussreichen Stadtrundfahrt nicht besichtigt werden, weil die Pariser Polizei auch das Kurzparken des Busses nicht duldete. Auch die Bastille selbst konnte nicht besichtigt werden, ganz einfach, weil fast nichts mehr von ihr übrig geblieben ist. Nur noch der Grundriss im Pflaster auf dem Place de la Bastille erinnert an das berühmte Symbol der Französischen Revolution.
Nicht besichtigt werden konnte auch der „salle du jeu du paume“, jene Tennishalle, in der am 20.Juni 1789 der sog. Ballhausschwur geleistet wurde – der Saal wurde gerade renoviert, ebenso wie das Musee Carnavalet, das Stadtmuseum von Paris.
Besichtigt werden konnte aber allemal der Eiffelturm und seine Umgebung. Auf dem Marsfeld am Fuße des damals noch nicht existierenden Eiffelturms veranstalteten die französischen Revolutionäre so manches Massenevent (z.B. Fest des höchsten Wesens 1794). Dass hier exakt 216 Jahre später ein Barde wie Michael Jackson gleichsam als höchstes Wesen verehrt werden würde, damit hätte sicherlich kaum einer dieser Revolutionäre gerechnet.
Thomas Ciesielski (13.09.2010)
Der Eiffelturm, der das Marsfeld überragt. Auf dem Marsfeld veranstalten die Revolutionäre einige Massenevents.
Boulevard Rochechouart: Warten auf den Bus in der Nähe des Montmartre-Hotels „Luxia“ (Rue Seveste)
Camille Desmoulins und George Danton (radikale Revolutionäre, Gefangene in der Conciergerie).
Die idyllische Domäne der Königin (Marie Antoinette) im Garten von Versailles.
Die Gefängniszelle der Marie Antoinette in der Conciergerie.
Große Verbrüderung einiger UEG’ler mit einer Gruppe von Franzosen (weiße Hemden) vor der Notre Dame.
Das Hotel de Ville, vor dem sich Ludwig XVI. nach dem 14.Juli 1789 zunächst mit den Revolutionären arrangierte.
Einige UEG‘ler vor dem Musee d’Orsay (beeindruckt von den Impressionisten)
Blick von der Notre Dame ( im Hintergrund die Sacre Coeur/Montmartre).
Die Notre Dame (mit einigen UEG’lern im Vordergrund). Hier krönte sich Napoleon 1804 zum Kaiser.
Blick von der Sacre Coeur auf Paris am frühen Abend
Die sieben Särge Napoleons im Invalidendom.
Im berühmten Spiegelsaal von Versailles.
Der Trumphbogen (nach römischem Vorbild), initiert von Napoleon, als Symbol französischer Kriegserfolge.
Herr van Mark in den Tuilerien (auf der Hand: der Obelisk auf dem Place de la Concorde). Das Tuilienschloss, das hinter dem Teich lag, wurde 1870 von der Pariser Kommune zerstört.
Die UEG-Gruppe vor dem Schloss Versailles.