Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg – ein Krieg, der unter Historikern als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" gilt und der das alte Europa zum Einsturz brachte. Dass es ein kurzer Krieg werden sollte, glaubten wohl die meisten der Monarchen und Politiker, die die politischen Fäden 1914 in den Händen hielten. Die furchtbare Bilanz des Ersten Weltkriegs vier Jahre nach dieser Fehleinschätzung: etwa 8,5 Millionen bei Kampfhandlungen Gefallene, mehr als 21 Millionen Verwundete und fast acht Millionen Kriegsgefangene und Vermisste, dazu unzählige traumatisierte Menschen. Auch Schüler und Lehrer unserer Schule zogen 1914 – mitunter freiwillig – in den Krieg, 147 von ihnen kehrten nicht von der Front zurück. Diesen Gefallenen wurde 1923 eine Gedenktafel gewidmet, die fünfzig Jahre lang in der Aula des UEG hing. Diese Tafel folgte wie viele andere Kriegsdenkmäler dieser Zeit der Absicht, dem Massensterben auf dem Schlachtfeld auch nach der erfahrenen Niederlage einen Sinn zu geben: Nachfolgende Generationen sollten den Gefallenen nacheifern und ihrerseits ihr Leben einsetzen, um in künftigen Kriegen doch einen Sieg zu erringen. In den 70er Jahren wurde die Tafel wegen eines Umbaus abgenommen, seitdem lagert sie im Keller der Schule.
Cicero hat einst behauptet, Geschichte sei die „Lehrerin des Lebens“ – angesichts dessen muss sich Schule fragen, wie gehen wir mit dieser Gedenktafel, die als Erbe des Ersten Weltkriegs betrachtet werden kann, um? Was kann man aus diesem Teil deutscher Geschichte lernen für ein Leben in Frieden – jetzt und für zukünftige Generationen? Im Rahmen der Tagung „100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg: Erinnern - Mahnen – Verhindern“ für den 12. Jahrgang sollten Fragen wie diese im Mittelpunkt stehen. Deshalb wurde zunächst durch die Vorträge
- „Kriegsbegeisterung, Kriegsbereitschaft oder Kriegsbesorgnis? Ostfriesland und das ‚Augusterlebnis 1914‘“ von Herrn Dr. Michael Hermann (Niedersächsisches Landesarchiv - Standort Aurich),
- „Der technisierte Krieg und seine Folgen für die Soldaten“ von Marco Wingert (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge)
- sowie „Schule der Nation“ im Kaiserreich: Erziehung zu Nationalismus, Militarismus und Kriegsbegeisterung am UEG“ von Paul Ahrend und Mischa Lauterbauch (Q3, UEG)
der historische Kontext beleuchtet, bevor die Schülerinnen und Schüler anschließend eine Ausstellung besuchen konnten, die durch das Seminarfach unter der Leitung von Frau Köhler geplant und organisiert worden war. Hier standen die Schicksale der Soldaten im Mittelpunkt, denen die Gedenktafel zum Ersten Weltkrieg gewidmet worden war, aber auch die Gedenktafel selbst wurde durch Schülerinnen und Schüler des Seminarfachs erläutert. Abschließend hörten die Schülerinnen und Schüler des 12. Jahrgangs einen Vortrag zum Thema „Die Gewalt der Sprache im Krieg und im Frieden“ von Dr. Nadine Voelkner (university of groningen)
Den Abschluss der Veranstaltungen bildete eine Diskussion über den Umgang mit der UEG-Gedenktafel, an der sich viele Schülerinnen und Schüler des 12. Jahrgangs engagiert beteiligten. Die Ergebnisse der Diskussion können nach den Ferien im Foyer des UEG eingesehen werden. Sie bilden den Anfang einer Auseinandersetzung, die die Schülerinnen und Schüler des Seminarfachs im kommenden Semester fortsetzen werden.
Im Flur des C-Trakts des Ostersteg- Gebäudes sind Aufsteller mit vielen Informationen zu betrachten.
Hier ist die Schülermütze von Sebo Kramer, ehemaliger Schüler des Königlichen Realgymnasiums Leer zu sehen.
Hier sieht man eine Dampfmaschine, gebaut von Bernhard Kramer, ebenfalls ehemaliger Schüler des Königlichen Realgymnasiums Leer.
Auch die Ostfriesen-Zeitung berichtete über die Ausstellung. (11.12.2018)