Haydn-Nelsonmesse und Mozart-Requiem


Haydn-Nelsonmesse und Mozart-Requiem in der Großen Kirche am 14.3.2010


Am Sonntag, dem 14. März 2010, um 17 Uhr werden in der Großen Reformierten Kirche in Leer zwei Hauptwerke der klassischen Kirchenmusik zu hören sein: die 1798 während der Belagerung Wiens durch die Franzosen entstandene „Missa in angustiis“ von Joseph Haydn und das letzte Werk von Wolfgang Amadeus Mozart.
Die in Leer noch nicht erklungene Haydn-Messe in d-Moll mit ihren vielen großen Chören wirkt düster und dramatisch, die im lateinischen Beinamen genannte Kriegsangst ist immer wieder herauszuhören. Haydns „Missa in angustiis“ in d-Moll verdankt ihren wirkungsvollen Beinamen “Nelsonmesse” zumindest teilweise einem Missverständnis. Lange wurde gemutmaßt, dass Haydn quasi als Gratulation an den Admiral zu dessen Sieg über die Napoleonische Flotte vor Abukir am 01. und 02. August  1798 Eingriffe in die Partitur vornahm (die überraschende Wendung am Ende des „Benedictus“ mit dem für diesen Messteil ungewöhnlichen Einsatz von Pauken und Trompeten). Handschriftlich vermerkte er die Beendigung der Komposition am 31.08.1798, die Nachricht über Nelsons Erfolg erreichte Wien aber nachweislich erst am 15. September. Allerdings erklang das Werk 2 Jahre später anlässlich eines Besuchs des Admirals Lord Nelsons in dessen Beisein in Eisenstadt, was den Beinamen ausreichend legitimiert.
Das Stück ist als seine einzige Messe in einer Moll-Tonart verfasst. Als weitere Besonderheit fällt auf, dass der Komponist den Solo-Stimmen keine Solo-Arien zugestand, sondern weiter ausgreifende solistische Passagen werden mit dem Gesangsensemble oder dem Chor zumindest in Einschüben konfrontiert.
Ein Bindeglied zu Mozarts „Requiem“ neben der identischen Tonart d-Moll, die häufig ernsten oder auf das Jenseits bezogenen Dingen zugeordnet wird (wie u.a. in den Komturszenen im „Don Giovanni“ oder in Schuberts Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“) bietet das „Qui tollis“, in dem Haydn das „Tuba mirum“ zitiert.
Kaum eine andere, berühmte Komposition wurde in Auftrag, Entstehung und Vollendung einer solchen Mystifizierung und Verklärung unterworfen, wie Mozarts „Requiem“ KV 626. Im Frühsommer bestellte ein Bote des Grafen Franz von Walsegg-Stuppach ein Requiem und hinterließ eine Anzahlung von 50 Dukaten beim bereits ernsthaft kränkelnden Komponisten. Graf  von Walsegg-Stuppach hatte es sich als vermögender Musikliebhaber zur Gewohnheit gemacht, anonym bei berühmten Komponisten Werke zu bestellen, die er dann als eigene ausgab und unter eigener Leitung aufführte.
Mozart komponierte nur etwa zwei Drittel des Werkes bis zu seinem Tod am 05.12.1791. Seine Witwe Constanze war es, die die Vervollständigung und Ergänzung zunächst an Joseph Eybler, später an Franz Xaver Süßmayr  (beide Schüler Mozarts) übergab, um den Vorschuss nicht zurückzahlen zu müssen, sondern die zweite Hälfte der Kaufsumme zu erhalten.
Durch behutsame Ergänzungen und den Kunstgriff, die Musik zu den Einleitungssätzen „Requiem“ und „Kyrie“ mit neu unterlegtem Text für die beiden Schluss-Sätze zu verwenden, hat Süßmayr die mit großem Abstand bedeutendste Vertonung der Liturgie in der katholischen Totenmesse aufführungsfähig gemacht.
Mitwirkende sind: Susanne Merle – Sopran, Gritt Raabe – Alt, Peter Schmitz – Tenor, Samuel Hasselhorn – Bass, das Kourion-Orchester Münster, die Kantorei Leer, der Schulchor des Ubbo-Emmius-Gymnasiums; die Leitung hat Karl-Ludwig Kramer.
Karten sind im Klavierhaus Bockelmann, bei Buchhandlung Plenter und im Sekretariat des Ubbo-Emmius-Gymnasiums erhältlich.