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Rhetorik– was ist das?

Die HOEB in Papenburg

 

Runa, du hast in den Herbstferien an der Akademie „Philosophie und Rheto­rik: Mensch und Würde – eine Akademie der Rhetorik" teilgenommen. Wie bist du dazu gekommen?

Zuerst wurde ich, gemeinsam mit einigen anderen Schülern, von der Begabtenförderung des UEG zu einem Infogespräch eingeladen. Anschließend konnten wir auf der Website des Veranstalters genauere Informationen zur Juniorakademie und dem aktuellen Kurs-angebot finden. Dazu zählte natürlich auch der Philosophie- und Rhetorikkurs, für den ich mich am Ende entschieden habe. Als ich meinen Eltern dann zu Hause davon erzählt habe, waren sie zuerst etwas irritiert, wieso ich überhaupt bei solch einer Akademie teil­nehmen möchte. Denn bei der Juniorakademie geht es hauptsächlich darum, mit anderen zu lernen und die eigenen Fähigkeiten  weiterzuentwickeln – und  das in den Herbstferi­en. Wieso sollte man in den Herbstferien freiwillig lernen? Für sie war es eher unver­ständlich, aber ich wollte unbedingt die Erfahrungen der Teilnahme an einer Juniorakade­mie sammeln. Nach einigen Diskussionen haben sie diesen Wunsch auch akzeptiert. Ein großer Diskussionspunkt war natürlich auch das Geld. Denn die Teilnahme an einer Junio­rakademie, für eine Woche mit Unterkunft und Essen kostete insgesamt 200€. Doch da meine Eltern verstanden haben, wie gerne ich teilnehmen möchte, und da es für meine Bildung auch gut sein würde, haben sie mich unterstützt.

 

Wie läuft so eine Juniorakademie ab?

An der Juniorakademie dürfen Schüler/innen der 8. bis zur 10. Klasse teilnehmen, die zu­vor durch besondere Fähigkeiten aufgefallen sind und zudem auch das Interesse haben, darin weiter gefördert zu werden. Insgesamt gab es in diesem Durchgang ungefähr 80 Teilneh­mer aus verschiedenen Orten. Die Juniorakademie dauerte eine Woche in den Herbstferi­en und fand in der HOEB (Historisch-Ökologische Bildungsstätte) in Papenburg statt. Ins­gesamt gab es sieben Kurse, zwischen denen die Schüler wählen konnten: Physik, Biolo­gie und Fotografie, Medizintechnik, Politik, Kunst, Komposition und Philosophie/Rhe­torik. Sie wurden von jeweils 2-3 Kursleitern, die speziell zum Thema Erfahrung haben, or­ganisiert und geleitet. Der Ablauf der Akademie stand schon von Anfang an fest, doch kein Tag war genau gleich aufgebaut. Es gab wenige feste Zeiten (die Pausen, die Kursarbeit am Mor­gen, die Nachtruhe und die Essenszeiten), die Zeiten weiterer Kursarbeiten und die sogenannten KüAs (Kursübergreifende Angebote, meistens von den Schülern selbst orga­nisiert) wurden oft variiert. Jeden Tag gab es 1-3 Einheiten mit Kursarbeit und 1-2 Einheit­en mit KüAs, beispielsweise Sportangebote wie Tanzen oder Volleyball, aber auch an­dere Dinge wie Backen, Gesellschaftsspiele, gemeinsame Werwolf-Abende, usw. Am Sonntag gab es eine gemeinsame Rallye durch das Gelände der HOEB, in der verschie­dene Grup­pen ausgelost und Spiele gespielt wurden, um die Gemeinschaft zu stärken. Am vorletzten Tag der Akademie, am Donnerstag, hat jeder Kurs seine Ergebnisse der vergan­genen Wo­che präsentiert. Der Politikkurs hat beispielsweise eine eigene Website erstellt und diese vorgestellt, der Kompositionskurs hat verschiedene, selbst-komponierte Songs vorgespielt und 4 Teilnehmer des Philosophie und Rhetorikkurses haben ihre Rede vorge­tragen.

 

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KüA Backen

 

Dein Thema klingt ganz schön anspruchsvoll, was genau hat dich an dem Ti­tel interessiert?

Das was mich am meisten interessiert und auch dazu verleitet hat, diesen Kurs zu wählen, war die Rhetorik. Denn ich liebe es, Texte zu verfassen, egal welcher Art. Als ich mir alle weiteren Informationen zu dem Kurs durchgelesen habe und dort stand, dass wir unsere eigene Rede verfassen und vortragen würden, war es für mich eigentlich schon klar, dass ich den Philosophie- und Rhetorikkurs wählen würde. 
Mit der Philosophie hingegen habe ich mich, bis zur Akademie, noch nie wirklich beschäf­tigt. Ich wusste schon, was der Begriff Philosophie bedeutet, aber ich hatte nie wirklich den Drang, mich näher darüber zu informieren. Dies hat mich jedoch nicht davon abgehal­ten, den Kurs zu wählen, denn ich finde es schön, auch mal neue Dinge auszuprobieren und ich wurde definitiv nicht enttäuscht.

 

Und nun interessiert uns natürlich vor allem, was ihr inhaltlich gearbeitet habt, welche Erkenntnisse du gewonnen hast und wie ihr als Gruppe eure Ergebnis­se präsentiert habt.

In den ersten drei Tagen haben wir uns mit Philosophie beschäftigt und uns mit der Frage auseinandergesetzt, was der Begriff Menschenwürde bedeutet, ob er überhaupt eine ge­naue Bedeutung hat. Ergänzend haben wir uns verschiedene Texte zum Thema Menschenwürde angeschaut, analysiert und interpretiert. Das waren Texte verschiedener Philosophen (u.a. Immanuel Kant, Cicero), biblische Texte oder auch Gesetze verschiedener Länder aus verschiede­nen Zeiten. Hierbei ist uns aufgefallen, dass es große Unterschiede zwischen den jeweili­gen Definitionen zur Menschenwürde gibt. 
Als es dann dazu kam, den Begriff Menschenwürde für uns selbst zu definieren, hatten wir Probleme, da es zu viele unterschiedliche Ansichten gibt.

 

Im zweiten Teil war das Ziel unseres Kurses, am Ende eine Rede vorzutragen. Eine gute Rede braucht gute Argumente, die die Ansicht des Redners darstellen. Also haben wir zu­erst das Argumentieren zur Frage "Bestimmen Noten den Wert eines Schülers?" geübt.

Dazu hatten wir tatsächlich verschiedene Ansichten und am Ende sind wir nicht zu einem Fazit gekommen, da alle Seiten gute Argumente hatten.
Ein guter Redner braucht auch ein wenig schauspielerisches Talent. Um dies zu üben, wurden uns einige zunächst unsinnig erscheinende Texte ausgeteilt und jedem anonym eine Rol­le, z.B. Politiker, Pastor oder Jugendlicher zugeteilt, und wir sollten den Text mit solch ei­nem Ausdruck vorlesen, dass die anderen erraten konnten, welche Rolle uns zugewiesen worden war. Dies war lustig und gleichzeitig auch sehr hilfreich, um unseren Ausdruck beim Reden zu verbessern. 
Am Dienstag durften wir dann unsere eigene Rede verfassen – das  Thema war uns dabei frei gestellt – und sie am nächsten Tag dem Kurs vortragen. Die Vielfalt der Themen war groß und die Vorträge sehr spannend, so dass es schwierig war, die besten vier Reden auszuwählen. Unsere Kursleiter gaben aber zu allen Reden ein sehr detailliertes Feed­back.

 

Noch eine letzte Frage, Runa: Hat dir die Juniorakademie gefallen und wür­dest du eine Teilnehme weiterempfehlen?

Die Juniorakademie hat mir sehr gefallen! Neben der Möglichkeit, selbst eine Rede vortra­gen zu dürfen, hat mir besonders die Gemeinschaft, die wir innerhalb unseres Kurses, aber auch in der gesamten Akademie erleben konnten, gefallen. Ich habe viele tolle neue Per­sonen kennengelernt! Einzig, dass mein Kurs an den ersten Tagen etwas eintönig war, wir immer wieder Texte in Gruppenarbeit analysieren und interpretieren sollten, ohne methodi­sche Wechsel, gefiel mir nicht so gut. Zur Rhetorik gab es da spannendere Aufgaben. 
Empfehlen würde ich die Juniorakademie in jedem Fall dennoch, denn es ist wirklich eine einmalige Erfahrung. Man lernt sehr viel und man kann so viele tolle Leute kennenlernen! Wenn ihr also in der 7., 8. oder 9. Klasse und wissbegierig seid, zudem Interesse daran habt, neue Erfahrungen mit Gleichgesinnten zu machen, solltet ihr euch definitiv für das nächste Jahr bewerben.

 

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Vielen Dank!