Bald sind Sommerferien und jeder hätte sich spätestens jetzt darauf gefreut. Meistens wird dies noch mit einer von der SV veranstaltenden Schulparty oder Schulball gefeiert. Doch Dank der jetzigen Umstände kann dies zu den Sommerferien auf jeden Fall nicht stattfinden. Zum Glück hatten wir unsere schon vor einigen Monaten, im Winter, doch wäre es nicht so, würde es uns wirklich etwas ausmachen? Hat sie wirklich eine wichtige Bedeutung für uns? Oder ist sie nur ein unwichtiges Event am Rande, zu dem vielleicht ein oder zwei Mitschüler gehen?
Gefühlt in jedem Film sieht man sie bzw. in jedem Buch liest man von ihr. Die Schulparty scheint dort als das wichtigste Erlebnis im Jahr und entscheidet über alles in der Schulzeit. Teure Kleider hier, die beste Begleitung da; alles muss stimmen. Eine ganze riesige Halle wird mit Schülern gefüllt. Wenn man bei uns dagegen in die Turnhalle guckt, scheint unsere winzig. Aber verliert sie dadurch an Bedeutung? Kommt es wirklich auf die Größe an?
Der ganze Trend dazu entstand in den USA, wo natürlich auch fast jeder Highschool-Film stattfindet. Filme stellen oft alles ziemlich überspitzt dar; wie ist es also wirklich? Tatsächlich gibt es in Amerika eine extra Zeit dafür, in der das komplette Leben der Schüler*innen darauf, z. B. auf den PROM oder Homecoming, ausgerichtet ist, diese ist wie in Deutschland meist wenige Wochen vor dem Ende eines Schuljahres. Zudem ist es eine Tradition, die schon seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts existiert und kein Schüler*in missen will. Dadurch dass sie als die „Party der Partys“ gilt, werden diese berühmten Schulbälle oft als Werbung für Auslandsaufenthalte genutzt und sind Anziehungsmagnet für viele ausländische Schüler*innen.
den USA mit den Schulpartys (1)
Für die amerikanischen Schüler*innen insbesondere ist es etwas ganz Besonderes und gesellschaftlich das wichtigste Ereignis in der Karriere eines Heranwachsenden, denn nicht selten werden in den USA auf solchen Feiern Ehen geschmiedet und Partner des Lebens gefunden. Verständlich ist es dann, wenn selbst 60-Jährige noch Eintrittskarten für solche Events zur Erinnerung an die damalige Schulzeit kaufen. Niemandem soll dieser Spaß verwehrt bleiben, wodurch die Tickets für alle Arten der Schulpartys und -bälle meistens nur sehr wenig kosten. Jedenfalls werden einem dadurch keine Steine in den Weg gelegt.
Trotzdem sollte man sich auf einige Kosten bereit machen, denn einer der Fragen, die schon Wochen zuvor heiß diskutiert worden ist: Was zieht man(n) und vor allem als Frau an? Bei der Beantwortung kann einiges an Geld verloren gehen. Eine weiter wichtige Frage ist: Wer geht mit wem zum Fest? Vor allem dadurch, dass, wie schon erwähnt, für viele dies das ganze weitere Leben beeinflussen kann.
Das Ende dieser Diskussion gibt häufig verschiedene Bilder wieder, manche Partys enden z. B. als wüste Partys in den frühen Morgenstunden.
Für viele erscheinen die Schulevents in den USA als die größten und wichtigsten in der Schulzeit, doch das stimmt nicht ganz, denn in Großbritannien ist der Trend schon längst aus den USA angekommen und wurde dort noch ausreichend verstärkt, die US-Verhältnisse werden längst übertroffen. Eltern fallen da z. B. zum Abschlussball nur noch Ausrufe, wie „Hilfe Abschlussball!“ und „Wenn die Tochter zur Promzilla mutiert“, ein. Dies ist aber auch eine Folge davon, dass es in Großbritannien nicht nur eine Abschlussfeier gibt, auch der Abschluss der 10. Klasse muss dort ausgiebig gefeiert werden, denn dann sei der mittlere Schulabschluss erreicht und das Ende der unschuldigen Kindheit erreicht und dann gibt es noch die restlichen Schulpartys und etc. .
Für Eltern werden diese neuen Schulpartys und -bälle, insbesondere bei den ersten, zur Verwandlung ihrer Tochter von dem eben noch nur an Ponys interessierten Kind in eine Kardashian. Wurde durch den neuen Trend die Schulparty erst einmal in eine Prom-Night transformiert, gibt es kein Halten mehr. Nun heißt es die Kleider müssen schöner, die Bälle großartiger und die Limousinen exklusiver sein. Die Rangordnung unter den Teenies verwandelt den Ball dabei gnadenlos in eine Materialschlacht. Verständlicherweise bringen die Wünsche der Schüler*innen mit zunehmendem Alter die Eltern um den Verstand. Das komplette Familienleben wird bei einem Ball im Sommer vor allem bei Mädchen schon seit September auf das Event ausgerichtet, natürlich durch die Schülerin selbst.
Wie bei einer Hochzeit ist das Wichtigste selbstverständlich „Das Kleid“. Während einige Mütter den Traum von einem Schnäppchen für 40 Pfund, umgerechnet ca. 44,40 €, noch nicht aufgegeben haben, wissen andere es schon besser, denn dieser Traum wird auf jeden Fall platzen. Kleider von einem Preis von über 1000 € sind üblich. Zu dem Kleid kommen dann noch Clutch, Schuhe mit mörderischen Absätzen, Total-Make-Over inklusive künstlicher Bräune, künstliche Fingernägeln, Haarverlängerung, ein professionelles Make-up und eine exklusive Limousine zum Vorfahren. Dies alles kann das Budget schnell sprengen. Wäre dann noch die Tochter in einer glamourösen Clique, können durchaus Cinderella-Kleider und die Vorfahrt in einer Märchen-Kutsche auf dem Wunschzettel stehen.
Selbst die Visagisten in England sind der Meinung, die Vorbereitung würde mit jedem Jahr schlimmer werden. Die Mädchen wären kleine Divas – sie würden enormen Druck auf ihre Eltern ausüben und auf sich selbst. Für sie sei es eine sehr große Sache – als würden sie in der Sendung X-Factor auftreten.
Fast so wichtig wie der Ball selbst ist am heiß ersehnten Tag das Vorfahren, viele leihen z. B. extra einen Sportwagen.
Für Eltern ist dieser ganze Aufwand meist schwer zu verstehen. Sie kennen den Leistungsdruck der Schule und schätzen ihn hoch ein, dadurch erwarten sie, dass sich ihre Kinder diesem Druck stellen und einen guten Abschluss erreichen. Dennoch können sie den gleichzeitigen sozialen Druck nicht verstehen, selbst Erziehungsexperten haben keinen anderen Rat an Eltern, als sich in ihr Schicksal zu fügen. Aber sie sollten ein Budget festlegen: „Wenn sie die Ausgaben begrenzen, helfen sie ihnen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und zu lernen, dass Ausgaben nicht bodenlos sein können.“ Ob das wirklich funktioniert, ist fraglich.
Der Ball selbst ist dann nach einer Erziehungsexpertin ziemlich erschreckend und doch versteht man dann, wieso er eine solche Bedeutung hat, vor allem beim Abschlussball: „Die soziale Hackordnung in der Schule kann brutal sein und der Abschlussball rangiert weit über jeder gewöhnlichen Schulparty. Das ist die Möglichkeit für junge Leute ihren Platz an der Spitze des sozialen Totempfahles zu verteidigen oder zu versuchen, ihre Position zu verbessern.“ Das, was einen wundert, ist dann, dass die Schüler*innen dies auch selber so sehen: „Wenn du außerhalb der In-Gruppe bist, geht es beim Abschlussball nur darum, super auszusehen und dem Rest zu zeigen, dass du nicht so nerdig bist, wie sie gedacht haben. Und wenn du schon beliebt bist, gibt es einen enormen Druck, diesen Ruf zu verteidigen.“ Eine Erfahrung, die am Ende viele machen, ist, dass der Ball meist enttäuschend verläuft. Deshalb ist es, nach Experten, auch wichtig den Nachwuchs schonend darauf vorzubereiten, dass das Erlebnis des Abends wahrscheinlich in keinem Verhältnis zum Aufwand stehen werde. Schüler*innen stellen selber fest, dass der eigentliche Ball/Party ein kompletter Anti-Höhepunkt ist. Das Essen sei schlimm und man sei viel zu sehr von den Lehrern eingeschüchtert, um locker zu tanzen. Das Ergebnis: all der Stress, die Vorbereitung und die Ausgaben waren sinnlos. Trotzdem geht dieses Schauspiel Jahr für Jahr wie in einem nie endenden Teufelskreis weiter.
Im starken Gegensatz läuft sich dieser ganze Trend In Deutschland noch warm. Früher waren es dürftige Veranstaltungen, bei denen man einem Gläschen Bowle nippen darf, in manch einer Stadt kann man dies sogar auch noch heutzutage wiederfinden.
Selbst wenn das Event-Potenzial von diesem besonderen Event noch nicht ausgeschöpft ist, soll doch vielerorts der Abend schon zu einer berauschenden Ballnacht werden. Kurz vor den Prüfungen, Arbeiten etc. oder vor den Sommerferien lässt man es noch einmal ordentlich krachen. Von der kleinen Turnhalle bis zur großen Halle sind alle dabei alle Größen der Räumlichkeiten vertreten. Ein musikalisches Programm, wie z. B. von einem DJ, sorgt aber immer für gute Stimmung. Das Wichtigste ist aber immer noch: Die Leute sind gut drauf und glücklich über eine Party, die sie selber veranstalten konnten. Folglich können die Gäste immer ausgelassen feiern.
Und auch Kleider haben in Deutschland eine viel geringere Bedeutung im Vergleich, doch trotzdem kommt es dann mal zur Frage, was kann bzw. soll ich anziehen. Dies wird aber durch die Hilfe von Freunden deutlich schneller beantwortet und beansprucht nicht Monate an Vorbereitung 😉 .
Am UEG ist die SV immer der Organisator der Schulparty oder des Schulballs. Der Veranstaltungsort war dieses Jahr die kleine Turnhalle. Und statt mit Großbritannien zu konkurrieren, waren Kleider und die Begleitung im Hintergrund. Viel mehr waren Gemeinschaft und Spaß das Hauptziel des Events. Gemeinsam zu tanzen, Spaß zu haben und die Schule für einen Augenblick zu vergessen, mehr wollte man eigentlich nicht. Entweder war man mit einer riesigen Gruppe oder aber auch nur mit ein, zwei Freunden hingegangen, am Ende war es doch eine große Gemeinschaft, denn wir alle zusammen verkörpern das UEG.
Doch verliert dieses ganz andere Konzept gegenüber anderen Ländern dadurch an Bedeutung für uns? Würden wir deshalb nicht einen Protest machen, wenn er von anderen abgesagt oder sogar verboten wird?
Ehrlicherweise höchstwahrscheinlich nicht. Hätte er durch Corona nicht stattgefunden, wenn er diese Woche gewesen wäre, hätte man es maximal für ein paar Stunden bedauert, aber mehr auch nicht. Aber dies liegt auf keinen Fall daran, dass er für uns ein Objekt nebenbei ist, eher daran, dass wir ihn als Möglichkeit sehen, uns mit unseren Freunden zu treffen und zu feiern. Doch das können wir, wenn wir nicht gerade Versammlungsverboten leiden, auch jederzeit woanders machen. Aber das ist nur meine Sicht, vielleicht hab ich recht, vielleicht auch nicht. Wie sehr ihr das?
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1 – Quelle: https://www.intrax.de/schueleraustausch/usa/high-school.html
