Jeder der nicht heterosexuell ist, muss sich komischerweise irgendwann outen. Also muss es irgendwann seinem Umfeld mitteilen. Bei einigen erwartet man es irgendwie und es überhaupt nicht komisch, dass diese Person nicht hetero ist. Man hat es halt irgendwie anhand ihres Verhaltens erwartet. Bei anderen aber, da erwartet man das nicht und es kommt plötzlich und dann sind manchmal auch die Reaktionen der Freunde, Familienmitglieder und so weiter eher unschön.
Eine Schülerin unserer Schule, die anonym bleiben möchte, hat uns von ihrem Outing erzählt:
Ich hab halt einfach irgendwann gemerkt dass ich Frauen attraktiv finde und dachte dann erst ich wäre Bi, weil ich mir selbst noch nicht so wirklich eingestehen wollte dass ich lesbisch bin, weil man ja doch immer wieder hörte dass das nicht normal sei und so. Aber irgendwann hab ich halt gemerkt dass ich mir selbst nur was vormache und seitdem weiß ich dass ich lesbisch bin. Das ist jetzt etwa 3-4 Jahre her.
Dann habe ich irgendwann gemerkt, dass alle immer über sexual attraction reden und ich mir sowas zwar vorstellen konnte, aber noch nie wirklich empfunden hatte. Also habe ich ein bisschen nachgeforscht und bin dann auf Demisexualität gestoßen, was mein Gefühl genau beschrieben hat.
Und zuletzt habe ich dann gemerkt, dass ich mich zwar weiblich fühle, aber nicht an allen Tagen gleich stark. An manchen Tagen zum Beispiel fühlte ich mich fast schon geschlechtslos, an anderen wieder etwas dazwischen, an anderen komplett weiblich. Ich habe lange Zeit nicht wirklich nach einer Erklärung dafür gesucht, bis ich durch Zufall den Begriff demigender gefunden habe. Eine Weile dachte ich dann, ja das ist es, aber irgendwie war ich nie ganz zufrieden mit dem Label. Dann habe ich irgendwann, wieder durch Zufall, einen Beitrag über Genderflux gefunden und hatte sofort als ich es gelesen habe das Gefühl dass das passt.
Meinen Freunden gegenüber war das Outing ziemlich einfach, weil eine gemeinsame Freundin meiner Freundesgruppe sich kurz davor erst als Bi geoutet hat, also habe ich es ihnen glaube ich einfach gesagt, ich weiß gar nicht mehr wie genau. Mit meiner Mutter war es so, ich habe sie nebensächlich gefragt ob sie eigentlich weiß wofür das Q in LGBTQ steht (weil ich es eben wirklich nicht wusste) und sie war dann so: „Nein, weiß ich nicht… Gehörst du denn auch dazu?“ und hat mir später erzählt dass sie es schon vermutet hat seit ich 5 oder so war, weil die „attraktiv gestalteten“ Frauen in Kinderserien immer meine Lieblingscharaktere waren. Mein Vater hat es erst viel später erfahren, weil ich dachte, sie hätte ihm das schon gesagt, aber einmal kam er dann so bei mir rein und sagte, als ob es ihm sehr unangenehm war: „Also, ich hab gesehen… Du folgst ja auf Instagram sehr vielen solchen LGBT Accounts… Könnte es sein, dass du… Also…“ Irgendwann hab ich ihn dann erlöst und gesagt „Ja lol, dachte du wusstest das längst“. Es war insgesamt bei mir zum Glück sehr einfach und keiner war irgendwie enttäuscht oder so, was mir geholfen hat Selbstbewusst damit umzugehen.
Es gibt nicht wirklich einen perfekten Moment für das Outing, aber es ist wichtig, das haben wir von mehreren nicht heterosexuellen Personen erfahren. Man fühlt sich davor irgendwie nicht frei, nicht wie man selbst. Also nehmt euren Mut zusammen und vertraut euch jemanden an, bevor man es anders herausfindet.
