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Interview mit Herrn Chr. Meyer

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1. Wie findet man am besten einen homosexuellen Partner? Wenn man jemanden kennenlernt, weiß man ja nicht, ob die Person auch auf Jungs/Mädchen etc. steht und man möchte das ja auch ungern bei dem ersten Treffen fragen.

Häufig wird heutzutage auf Portalen im Internet nach dem passenden Partner gesucht. Ich beobachte, dass es etwas schwieriger ist, auf dem „analogen Weg“ jemanden kennenzulernen. Hier am UEG trauen sich wenige Schülerinnen und Schüler kundzutun oder ihren Freunden zu erzählen, dass sie auf Frauen bzw. Männer stehen.

2.1. Wie sieht es aktuell rechtlich für nicht heterosexuelle Paare aus? Zum Beispiel Ehe etc.

Meines Wissens nach sind wir im Moment ziemlich gleichberechtigt. Das ist noch nicht lange so, seit 2017 ist die Ehe für Homosexuelle erlaubt.

2.2. Also gibt es keine besonderen Nachteile für Homosexuelle?

Ein Freund von mir heiratet in Süddeutschland. Ich bekomme mit, wie er seine Hochzeit organisiert. Er hat nicht von Problemen gesprochen. Wenn man Pech hat, können Gastwirte ablehnen, dass man bei ihnen feiert. Aber heutzutage kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass es noch viele solcher Gastwirte gibt.

3. Wie haben damals Ihre Eltern und Freunde auf Ihr Outing reagiert?

Ich habe mich nicht selbst geoutet, also ich habe mein Outing nicht wirklich offen betrieben. Das kam eher durch Zufall. Als meine Mutter begriffen hat, dass ich homosexuell bin, war ich schon 17 oder 18. Und mein Vater hat das erst viel später kapiert, weil meine Mutter nie mit ihm darüber gesprochen hat und ich auch nicht. Aber sie haben es Beide akzeptiert. Eine Zeit lang hat es bei meiner Mutter ein bisschen für Schwierigkeiten gesorgt, mit der Zeit hat sie sich daran gewöhnt und mittlerweile ist alles in Ordnung. Bei Freunden war es nicht problematisch.

4. Wie ist es an der Schule öffentlich geworden?

Ich bin seit 2014 hier. Als ich hier hergekommen bin, war meine Strategie, es einfach allen zu erzählen, die es wissen wollen, ohne aufdringlich zu sein. Ich bin ja hier in erster Linie als Lehrer und nicht als schwuler Mann. Der Umgang mit meiner Homosexualität hat sich gewandelt. Als ich anfing mit dem Schuldienst, habe ich das eher geheimgehalten.

5. Was hätten Sie, auch damals, als Unterstützung gewünscht und was sollte sich heute noch ändern?

Ich finde, dass LGBTQ mehr sichtbar sein sollte. Gerade in der Schule wäre es gut, wenn viele Leute davon erfahren. Ich versuche auch, damit offen umzugehen, damit es homosexuellen Schülern leichter fällt, zu ihrer Neigung zu stehen, wenn sie das wollen. Ob man sich outet, muss man ja für sich selbst entscheiden. Und ich möchte auch niemanden zum Outen bringen. Zur Begriffsklärung: „Sich outen“ ist das, was man freiwillig macht. „Outing“ ist das, was jemand anderes für dich macht, auch wenn du es vielleicht gar nicht möchtest.

6. In den Medien werden oft Stereotype von LGBTQs gezeigt, inwieweit spiegeln diese die Realität wider/verzerren diese?

In den Medien wird oft überzeichnet. Ich finde, LGBTQs werden oft gut dargestellt, in Serien oder so. Diese Stereotypen gibt es ja. Es gibt oft Merkmale bei LGBTQs, die einen Stereotypen bedienen. Aber das jemand vollkommen so ist, beobachte ich selten.

7. Wie haben sie gemerkt, nicht hetero zu sein?

Eigentlich wusste ich das schon relativ früh. Richtig eingestehen konnte ich mir das erst mit 14 oder 15. Aber da war es noch ein Geheimnis für mich, nicht für andere Leute bestimmt. Wenn ich ehrlich bin, habe ich das schon immer gewusst. Ich hatte auch mal eine Freundin, als ich ein Jugendlicher war. Das war eher ein Ausprobieren. Wir konnten zwar zusammen sein, aber es war nicht das, was ich wollte. Und noch ein Gedanke: Man sucht sich das Homosexuellsein nicht aus. Ich glaube viele, gerade ältere Menschen, glauben noch, dass man sich selbst dafür entscheidet. Das ist aber nicht so, das ist ein Gefühl.

8. Haben sie nicht Angst gehabt, als die Schüler es herausgefunden haben? Immerhin hört man öfters, dass Eltern es nicht gern haben, wenn ihre Kinder von homosexuellen Lehrern unterrichtet werden.

Im Referendariat ein bisschen. Ich habe das Gott sei Dank noch nicht erlebt. Angst davor habe ich nicht.

9. Was für einen Rat würden sie nicht heterosexuellen Schülern geben, ohne jemanden direkt anzusprechen?

Ich würde ihnen raten, mit guten Freunden darüber zu sprechen.

10. Was bedeutet der Pridemonth für sie?

Den unterstütze ich. Es sollte einen Tag geben, wo die Homosexualität öffentlich gezeigt wird. Als Beispiel für Leute, die sich das nicht trauen.

11. Finden Sie Gendern wichtig?

Das Thema ist gerade sehr oft in den Medien und wird diskutiert. Ich bin da in einem Zwiespalt, einerseits möchte ich, dass sich Jeder und Jede angesprochen fühlt, anderseits habe ich mit dem Genderstern ein sprachaesthetisches Problem. Den Stopp durch den Genderstern empfinde ich als Technisierung der Sprache. Vielleicht kann man sich ja auf etwas anderes einigen. Ich schreibe lieber „Schülerinnen und Schüler“.

12. Es gibt ja auch Leute, die wollen, dass man von ihnen als „es“ redet, also geschlechtsneutral, nicht als „sie“ oder „er“. Was halten sie davon?

Auf der einen Seite gibt es diese Menschen, jedoch recht selten. Wenn sie Wert darauf legen, sollten sie vielleicht sagen, wie sie angesprochen werden möchten. Man sollte solche Leute auch respektieren.

13. Eine private Frage: Wären Sie in einer Beziehung eher der männlichere oder weiblichere Part oder sind Sie eher neutral?

Das kann ich so nicht sagen. Da kann ich mich gar nicht festlegen. In meinem Leben, wie ich mich gebe, habe ich viele männliche Seiten an mir, aber ich mache auch Sachen zu Hause, die sonst häufig in einer normalen Familie Frauen machen.

14. Was halten Sie von DragQueens? Haben sie eventuell auch schon mal überlegt eine zu sein? Immerhin hört man immer öfter, dass Homosexuelle DragQueens sind.

Das stimmt nicht. Das ist auch wieder so ein Stereotyp. Ich habe das mal gemacht, ich bin sogar in einer Abi-Zeitung mit einem Kleid abgebildet und geschminkt, mit Perücke und so. Es ist nicht etwas, was ich ständig machen würde. Und ich kleide mich gerne normal männlich.

15. Denken sie, dass diese Themen, also LGBTQ und Homosexualität ein größerer Bestandteil von unserem Alltag sein müssten?

Ich glaube, im Moment kommen wir dahin, dass das Thema ausreichend besprochen wird. Es sollte immer wieder thematisiert werden. Ob es jetzt unbedingt mehr sein sollte als aktuell, kann ich nicht beurteilen.

16. Es gibt ja gerade auch das, dass schwul und lesbisch als Schimpfwörter benutzt werden.

Wenn so etwas in meinem Umfeld passiert, dann versuche ich es natürlich sofort zu unterbinden. Ich höre das aber sehr selten.

Autorinnen: Katharina Damm und Silja Walther

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