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Weihnachten mit Schnee und Trollen – das Winterwunderland Island

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Weiße Weihnachten in Island. Das ist gar nicht so unwahrscheinlich. Doch meistens beginnen die Vorbereitungen auf Weihnachten in Island auch schon früher, nämlich, wie in Deutschland, schon im November, denn die Isländer haben viele Weihnachtstraditionen. Sie lieben die Weihnachtszeit. Viele dieser Traditionen hängen mit Essen zusammen. So räuchern viele traditionell Fisch in dieser Zeit. Aber es werden auch viele Plätzchen gebacken, wobei der Aufwand von Haus zu Haus verschieden ist. So beginnen manche schon recht früh die verschiedensten Sorten, wie Lebkuchen, Schokokekse, Lakritzspitzen und vieles mehr, zu backen, andere sind dann doch etwas gemütlicher und kaufen ihre Kekse im Laden. Eine weitere sehr „gefeierte“ Süßspeise nennt sich „Sara“-Gebäck. Sie wird sehr aufwendig zubereitet und ist ein Mandelmakronen-Plätzchen mit Schoko-Sahne-Füllung und Schokoladenüberzug nach der berühmten französischen Schauspielerin Sarah Bernhardt benannt. Die Kekse jedoch eine dänische Erfindung und werden meist leicht gefroren serviert.

Auch wird bei vielen ein dünnes Brot namens „Laufabrauð“ („Laubbrot“, aber eigentlich „Schneeflockenbrot“ genannt) hergestellt. Dies ist ein äußerst dünnes und rundes Brot. In den Teig von diesem werden Muster und Verzierungen, die oft Blättern oder Schneeflocken ähneln geschnitten – daher der Name. Danach wird das Brot in Fett ausgebacken und danach mit Butter serviert.

Zur Vorweihnachtszeit gehörten bei vielen Isländern auch ein Adventskranz und ein Weihnachtsbaum. Der geschmückte Baum steht aber erst seit den 1960er-Jahren in den Wohnzimmern der Isländer. Vorher standen kaum Bäume auf der Insel, da alle abgeholzt wurden. Heutzutage kommen viele Bäume daher aus Schweden oder werden z.T. auch durch Anpflanzungen selbst gezüchtet.  

Weihnachten heißt auf Isländisch „Jól“ und meint für die Isländer in der Regel den 24. Dezember. Früher schon wurde noch vor der Christianisierung am 21.12, dem kürzesten Tag des Jahres, das Lichterfest gefeiert. Dort wurde gefeiert, dass die Tage wieder länger werden. Nach der Christianisierung wurde das Lichterfest dann mit Jesus assoziiert und es entstanden einige neue Bräuche. Viele von diesen wurden durch dänische und amerikanische Bräuche beeinflusst, vor allem das Essen. So schmücken viele Isländer ihr Haus mit dänischer Dekoration und essen z.B. „Ris a l’amanda“, ein Mandelreisbrei, in dem eine ganze Mandel versteckt ist. Wer diese findet, bekommt ein kleines Geschenk. Durch das frühere Lichterfest ist den Isländern auch heute noch die Weihnachtsbeleuchtung besonders wichtig. Fast alle Häuser sind mit Lampen geschmückt.

Die Weihnachtszeit hat in Island eine gewisse Struktur:

Am Tag vor dem 24., dem 23.12, ist „Þorláksmessa“, auf Deutsch „Thorlaksmesse“. Dann sind die Geschäfte und Bars bis spät geöffnet. Viele kleiden sich schick und so mancher kauft noch Geschenke in letzter Minute, während andere bewusst für das letzte Geschenk auf diesen Tag warten. Die meisten aber kommen einfach ins Stadtzentrum, um andere zu treffen und mit Freunden gemeinsam ins Café oder in die Bar zu gehen. Auf diese Tradition freuen sich einige am meisten, dem gemütlichen Stadtbummel am Þorláksmessa-Abend. Davor gibt es meistens Fisch zum Abendessen.         

Der 24.12 nennt sich in Island „Aðfangadagur“. An diesem Tag wird Weihnachten offiziell ab 18 Uhr angefangen zu feiern. Es wird dann mit zahlreichen Glocken eingeläutet. Erst dann wünscht man sich frohe Weihnachten. Serviert an diesem Tag um 18 Uhr ein üppiges Weihnachtsmahl. Nach dem Abendessen gibt es die Geschenke und nach der Bescherung gehen manche noch zur Mitternachtsmesse. Dort treffen sie Nachbarn und Freunde. Die Zuhausegebliebenen widmen sich dagegen ihren Geschenken, lesen Bücher oder spielen Karten. Früher wurden zu Weihnachten meist Kerzen oder Spielkarten geschenkt. 

Am 25.12, „Jóladagur“, und 26.12, „Annar í jólum“, treffen sich die meisten dann zum Abendessen im größeren Familienkreis, denn Weihnachten ist für die Isländer ein absolutes Familienfest und das gemeinsame Essen hat einen sehr hohen Stellenwert, wodurch für Touristen das Land an diesem Tag fast ausgestorben wirken. Verzehrt werden meist traditionelle Gerichte, die sehr fleischlastig sind. 

Am 1. Weihnachtstag haben jedoch auch viele Restaurants geschlossen, wodurch die wenigen Geöffneten schnell ausgebucht sind. Stattdessen werden Spiele gespielt und man entspannt sich im Kreise der Familie. Der 2. Weihnachtstag verläuft ähnlich. Der Abend dagegen wird vor allem von jungen Isländern genutzt, um auch mit ihren Freunden bis spät in die Nacht in Bars und Restaurants zu feiern.  

Festessen sind in Island meist geräucherter Schweinerücken, ein Alpenschneehuhn, Fisch oder geräuchertes Lammfleisch (Hänikjöt). Eines der „traditionellsten“ isländischen Weihnachtsgerichte ist Schweinebraten mit Coca-Cola-Soße. Die Isländer essen meist eines, zwei oder auch drei ihrer „Weihnachtsspezialitäten“.

Der typische rote Weihnachtsmann, wie wir ihn kennen, tauchte erst vor ein paar Jahren zum ersten Mal in Island auf. Er gesellte sich zu den 13 isländischen Troll-Weihnachtsmännern, die schon seit Jahrhunderten jedes Jahr in die Stadt kommen und die Häuser der Isländer besuchen. Sie sind eher mager, werden meist als „Weihnachtsgesellen“ (aus Isländisch „Jólasveinar“) bezeichnet, als Trolle dargestellt und sind alle jeweils nach ihrem Charakter benannt. Sie leben im Hochland mit ihren Troll-Eltern Grýla und Leppalúðiund ihrer riesigen, schwarzen Katze namens „Jólakötturinn“ („Weihnachtskatze“). 

Die Mutter ist eine riesige Schreckfigur, die am liebsten freche, unartige Kinder in einem großen Topf kocht und danach verspeist. Die meisten Kinder fürchten sich dadurch so sehr vor ihr, dass sie sich gar nicht erst schlecht benehmen. Der Vater ist eher ein Nichtsnutz, der den Kindern nicht so schlecht gesinnt ist. Jedoch macht er alles, was ihm seine Frau sagt, wodurch er oft unartige Kinder für sie holt. Die Katze dagegen ist auf alle aus, die vor Weihnachten kein neues Kleidungsstück zu präsentieren haben. Dabei ist ihr egal, ob die Kinder artig oder nicht waren. Die 13 Kinder, die Weihnachtsgesellen, sind alle männlich und etwas ungezogen, seit den letzten Jahren jedoch legen sie mit ihrem Kommen auch Geschenke in die Schuhe, die die Kinder jeden Abend ins Fenster stellen. Sie treiben allerlei Schabernack und stehlen Essbares, was auch in vielen Geschichten und Gedichten erwähnt wird. 13 Tage vor Heiligabend, in der Nacht vom 11. Dezember, kommt der erste Weihnachtsgeselle in die Stadt. Die Nacht darauf kommt der nächste und so geht es bis zum 24. immer weiter. Jede Nacht kommt ein anderer Weihnachtsmann, der bei dem, der brav war, ein Geschenk ablegt. Wer jedoch ungezogen war, wird mit einer faulen Kartoffel bedacht. Nach dem 24. geht einer nach dem anderen wieder zurück nach Hause, bis schließlich am 6. Januar der Letzte die Stadt verlässt.

Danach sind die Feiertage offiziell vorbei. Der Tag wird „Þrettándinn“ („der Dreizehnte“) genannt. An diesem Tag werden meist Lagerfeuer im ganzen Land veranstaltet. Heutzutage nehmen die Weihnachtsgesellen oft die Rolle des Weihnachtsmannes, wie wir ihn kennen, ein und tragen um werbewirksam zu werden rote Kleidung und weiße Bärte.

Titelbild – Quelle: Reykjavik-winter-2-c-Ragnar-Th.-Sigurdsson-ARCTIC-IMAGES-Custom.jpg (1000×726) (netdna-ssl.com)

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