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Kein Problem mehr: Veganismus im 21. Jahrhundert

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Schon in der Antike verzichteten Menschen auf tierische Produkte und bildeten den Grundstein für den heutigen Vegetarismus und Veganismus. Heutzutage leben sogar rund 1,58 Millionen Veganer*innen in Deutschland und es werden jährlich mehr. Im letzten Jahr stieg die Zahl sogar um 170.000 Personen. Doch was genau bezeichnet Veganismus eigentlich und wie zeigt sich dieser in der heutigen Zeit?

Was meint Veganismus?

Wer heutzutage eine vegane Ernährung führt, ernährt sich nicht von Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs. Dazu gehören nicht nur Fisch und Fleisch, sondern auch z. B. Milch, Käse, Eier, Honig und Gelatine. Wer eine vegane Lebensweise führt, verzichtet zusätzlich auf Produkte mit tierischen Bestandteilen wie Fell, Leder oder auch Kosmetik, in denen diese vorkommen.

Historie

Der Veganismus entspringt historisch dem Vegetarismus: Schon der in der Antike lebende Philosoph und Mathematiker Pythagoras (ca. 570 – 500 v. Chr.) sagte als erster großer Vegetarier, „alles, was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen zurück“ und verzichtete auf den Verzehr von Fleisch. Diesem Beispiel folgten einige Menschen. Während der Vegetarismus nach dem Untergang der Antike aber wieder aus dem Weltgeschehen verschwand, traten mit der frühen Neuzeit wieder bekannte Vertreter des Vegetarismus, wie Leonardo Da Vinci (1452 – 1519), auf. Auch in der Zeit der Aufklärung machten zum Beispiel Voltaire (1694 – 1778) und Rousseau (1712 – 1778) auf den Vegetarismus aufmerksam. Erst im 19. Jahrhundert aber etablierte sich der Vegetarismus in Europa.

„Alles, was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen zurück!“

Pythagoras (ca. 570 – 500 v. Chr.)

1944 schließlich findet der Veganismus seinen Anfang in England, als aus der Vegetarian Society die Vegan Society hervorgeht, der als erster Vegetarierverein 1801 in London gegründet wurde. Zudem spricht sich 1933 der Vorsitzende des Vegetarierbundes Deutschland (VEBU), der heute für die Interessengemeinschaft der vegetarisch und vegan lebenden Menschen steht, für eine rein pflanzliche Ernährung aus. Zusammen mit der steigenden Anzahl der Tierschutzbewegungen Ende des 20. Jahrhunderts nimmt auch in Deutschland die Anzahl der Veganer zu. Während diese Lebensweise Anfang der 1990er Jahre noch für viele lächerlich wirkte, fanden schon Mitte des Jahrzehnts ernsthafte Berichterstattungen in den Medien statt. Es folgten immer mehr Diskussionen über vegane Ernährung und wie gesund diese sei.

Veganismus in allen Lebensbereichen

In Deutschland leben aktuell über 1,58 Millionen Veganer*innen, Tendenz steigend, wodurch sich der Markt in den letzten Jahren stark verändert hat. Immer mehr versuchen Läden, Discounter und Restaurants auch das vegane Publikum anzusprechen und haben sich dazu in den letzten Jahren einiges einfallen lassen:

Vom veganen Frühstück zum veganen Fernsehabend: vegane Lebensmittel

Ausschnitt aus dem veganen Angebot von Vemondo

Discounter wie Aldi und Lidl haben seit einigen Jahren jeweils eine Eigenmarken für vegane Produkte entwickelt. Von veganen Schnitzeln, veganer Pizza bis hin zu veganen Schokomuffins findet man dort einiges. Doch obwohl vegan sein zum heutigen Bild dazugehört, sind vegane Alternativen häufig teurer als ihre Urspungsprodukte. Vor allem große Marken wie Lindt bieten vegane Alternativen zu deutlich höheren Preisen an, wie ihr restliches Sortiment. Schon eine vegane Tafel Schokolade der Reihe HELLO von Lindt kostet 2,99€, während die nicht vegane Sorte der selbigen Reihe 2,29€ kostet. Gleichzeitig kommt durch Auszeichnungen, die vegane Produkte kennzeichnen, vieles zum Vorschein, von dem man vorher nicht wusste, dass es vegan ist. So sind zum Beispiel einige Haribo Sorten wie Pico Balla vegan. Dadurch ist es nicht mehr mehr nötig, sich stark einzuschränken, sondern kann weiterhin Serienabende mit Freunden einschließlich Pizza und Schokolade veranstalten.

Veganblume zur Kennzeichnung veganer Produkte

Vöner und vegane Bowls: die vegane Gastronomie

Auch die Gastronomie hat sich dem neuen Lebensstil angepasst: Inzwischen gibt es in einigen Städten vegane Restaurants. In Dresden ist zum Beispiel das Vegan House zu einem sehr bekannten Restaurant mit veganem Angebot geworden. Statt Fleisch werden hier landestypische Lebensmittel verwendet und die Gerichte mit Zutaten wie Pilzen, Gemüse, Tofu, Soja und Früchten zubereitet. Angeboten werden zum Beispiel verschiedene Bowls wie VEGAN BURGER (mit Soja-Patty, Mangostreifen und Süßkartoffeln), DUMPLINGS (mit Gemüsefüllung und Mangosauce) oder COCO SOUP (mit Kokosnusssuppe mit Gemüse, Tofu und Reiscrackern) für 6,90€.

Sogar vegane Döner bekommt man unter anderem in Berlin bei einem veganen Imbiss, einen sogenannten Vöner. Hier gibt es Fleischersatz vom Spieß, unter anderem aus Weizeneiweiß und Soja sowie zu 35% aus verschiedenem Gemüse, mit Salat, frischen Saucen und Pommes auf einem Teller für 7,50€ (Stand 03/2022) oder auch einen Burger mit Kichererbsen-Seitan-Bratling und Erdnuss-Sauce für 6,50€ (Stand 03/2022). Genauso kann man hier einen klassischen Burger mit Getreide-Gemüse Bratling, Ketchup, Remoulade, gebratenen Zwiebeln und Salat finden. Passend dazu gibt es dort auch veganen Ayran.

veganer Imbiss in Berlin

Kaktus- und Ananasleder als Materialien der Zukunft: vegane Kleidung

Auch vegane Kleidung nimmt einen immer größeren Bedeutungsschwerpunkt in der Bekleidungsindustrie ein. Dabei bezeichnet vegane Kleidung Kleidung, die frei von jeglichen tierischen Materialien wie Leder, Wolle, Seide, Daunen oder Pelz als auch von Knöpfen aus Horn oder Perlmutt ist. Regenbekleidung ist außerdem nicht mit Bienenwachs imprägniert. Stattdessen bestehen T-Shirt, Hose und Co. aus pflanzenbasierten oder synthetischen Fasern wie Baumwolle, Bambus, Leinen, Polyester, Nylon, Acryl, Viskose, Kork, Hanf, Lyocell, Modal, Polyurethan und Elasthan. Aber auch Kunstleder, synthetischer Pelz oder Daunenalternativen aus Kapok, Primaloft oder Thinsulate finden in der Herstellung von veganer Kleidung ihren Platz. Zudem gibt es bereits innovative Materialien wie Leder auf Pilz-, Kaktus- oder Ananasbasis und Seide aus Soja. Dabei ist zum Beispiel Kaktusleder, die am meisten von Modeherstellern verwendetet Lederalternative.

Mode-Accessoires aus Ananasleder

Vegane Kleidung kann man in fast allen Modegeschäften oder Onlineshops kaufen. Auch einige der größten Modemarken verkaufen Kleidung und Schuhe ohne Leder, Pelz, Wolle, Daunen oder Seide. Man muss häufig nur auf die Materialhinweise im Etikett achten, die einem erkenntlich machen, ob tierische Materialien in der Kleidung verarbeitet wurden. Bei Textilien, an denen sich zusätzlich tierische Materialien wie Pelz, Daunen oder Leder befinden, muss im Etikett der Hinweis „Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ auftauchen. Einige Unternehmen wie H&M und KAPTEN & SON verwenden ebenfalls das PETA-Approved Vegan-Logo, das tierfreie Kleidung und Accessoires kennzeichnet. Wer sich nicht extra die Mühe machen möchte, auf Kennzeichnungen und Materialien zu achten, kann auch in veganen Onlineshops einkaufen, die nur Kleidung ohne tierische Materialien anbieten.

Logo zur Kennzeichnung veganer Kleidung

Vegane Kosmetik

Auch wenn das Motto der „natürlichen Haut“ heutzutage immer mehr im Trend ist, möchten nur wenige Personen komplett auf ihre Kosmetikprodukte verzichten. In Folge dessen wird gerade tierversuchsfreie, vegane Kosmetik immer beliebter, aber auch schwer zu finden, da vegan und tierversuchsfrei nicht immer gemeinsam einhergehen. Deshalb gibt es auch in diesem Gebiet verschiedene unabhängige Siegel wie die Veganblume oder auch das „Cruelty Free“ Logo von PETA, die kennzeichnen, dass die Produkte tierversuchsfrei und vegan sind. Das aktuell einzige Siegel, das international anerkannt und gültig ist und für absolut tierversuchsfreie Kosmetikartikel steht, ist der „Leaping Bunny“.

„Cruelty Free“ Logo von PETA
„Leaping Bunny“ Siegel

Wer aber trotz der Siegel oder auch gerade wegen der verschiedenen anderen, nicht offiziellen Siegel, Angst hat, doch den falschen Produkten zu vertrauen, findet im Internet viele Listen, die Anbieter und Marken für vegane Kosmetik vorstellen, die bedenkenlos sind. Zum Beispiel veganliebe.de schlägt auf seiner Liste Shops wie bambusliebe oder PlantBase vor.

Wer sich heute vegan ernähren möchte oder sogar eine vegane Lebensweise führen möchte, hat es nicht mehr so schwer, wie es noch vor ein paar Jahren war und häufig noch vermutet wird. Durch die immer größere Aufmerksamkeit auf dieses Thema haben sich in den letzten Jahren viele vegane Alternativen in fast allen Lebensbereichen gebildet, die nicht zu unterschätzen sind. Nicht selten sind diese sogar gleichwertig oder besser wie ihr „Original“ bzw. nicht vegane Variante, sodass sich ein austesten dieser lohnt. Ein Besuch in einem veganen Restaurant, das Benutzen von bisher unbekannten neuen veganen Produkten oder auch Kleidung aus neuen innovativen Materialien sind einen Versuch wert und bringen sicherlich neue Lebenserfahrungen.

Quellen:

https://ich-lebe-vegan.de/was-ist-veganismus/geschichte-vegetarismus-veganismus/

Lindt Tafelschokolade | Lindt Deutschland

Vegan House (veganhouse-dresden.de)

Vöner | Facebook

Vegane Kleidung – die besten Tipps für tierleidfreie Mode (peta.de)

▷ Vegane Kosmetik • Veganliebe

Bildquellen:

Bela: vegane Eigenmarke • Lebensmittel-Fortschritt

Vegan-Siegel bei Kosmetik (natuerlich-schoener.com)

https://www.familie.de/bilderstrecke/17-vegane-produkte-guenstig/

https://www.berlin-vegan.de/rezension/voener/

Ananasleder: Spanische Designerin erfindet Leder-Ersatz aus Ananasfasern (rtl.de)

Apply Now for Your ‘PETA-Approved Vegan’ Certification | PETA

Willkommen im Gütesiegel-Dschungel! – Fakt & Faktor (faktundfaktor.at)

Dr. Paul Nassif, World-Renowned Facial Plastic Surgeon and Star of E!’s Botched Announces NassifMD Dermaceuticals™ is Leaping Bunny Certified (prnewswire.com)

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