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Interview mit Herrn Lünnemann

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So langsam dürfen wir wieder in die Schule, doch dafür musste viel geplant werden und viele Entscheidungen getroffen werden. Das war nicht einfach für unsere Schulleitung. Umso schwieriger ist es noch, wenn man zuhause auch noch eigene Kinder hat, die nicht zur Schule gehen können. Wie ist das, während Corona Lehrer und dreifacher Vater zur gleichen Zeit zu sein? Ist das überhaupt zu schaffen? Um diese und noch viele weitere Fragen zu beantworten, haben wir uns mit unserem stellvertretenden Schulleiter Herrn Lünnemann getroffen und ihm unsere Fragen gestellt.

Wie geht es Ihnen in dieser Lage?

Ich glaube, das ist für alle eine außergewöhnliche Lage, sowohl für alle Lehrkräfte als auch für alle Schüler*innen natürlich. Und für uns Lehrkräfte, die wir in der Schulleitung arbeiten, ist es eine Herausforderung, weil wir sehr viele Informationen verarbeiten und aufbereiten müssen, die wir aus den Behörden bekommen, erst einmal für euch Schüler*innen und dementsprechend auch für die Eltern und für die Kolleginnen und Kollegen. Nicht immer so einfach ist die Umsetzung der Vorgaben, da versuchen wir zu schauen, welche Wege für alle an der Schule am besten sind. Also, es ist eine Lage, die von allen ganz viel Energie und einen großen Einsatz fordert, das macht sich doch schon bemerkbar, bestimmt auf allen Seiten. Ich denke auf eurer Seite auch, oder?

Ja, eindeutig.

Wie sehen Sie das, dass vermutet wird, das die Zahl der häuslichen Gewalt in den Familien steigt? Sehen sie das auch so drastisch?

Das ist, finde ich, schwer einzuschätzen. Was uns wichtig ist, ist nochmal zu sagen, dass eine Beratung jederzeit möglich ist. Das sollte eigentlich alle Schüler*innen erreichen und da verweise ich nochmal darauf, dass Frau Neessen jetzt wieder hier in der Schule ist und sie dort auch kontaktiert werden kann. Es wird, denke ich, in einigen Haushalten zu Problemen kommen, das hat vielfältige Gründe. Es ist natürlich schwierig für Schüler*innen, wenn sie in den Familien auf engem Raum zusammenleben und dann über einen längeren Zeitraum wenig Freiraum haben und wenn dann Spannungen aufkommen, ist Unterstützung wichtig und diese Hilfe kann z.B. auch über unser Beratungsteam, das sind Frau Neessen, als unsere Schulsozialpädagogin, Herrn Mocha und Frau Carstens, als unsere Beratungslehrkräfte, stattfinden. Das Beratungsteam ist jederzeit über das Telefon oder per Mail ansprechbar, die Kontaktdaten sind auch auf der Homepage zu finden. Es ist in meinen Augen wichtig, dass Schüler keine Scheu haben, das Angebot auch anzunehmen. Denn all das, was besprochen wird, unterliegt ja letztendlich der Schweigepflicht des Beratungsteams.

INTERVIEW MIT FRAU NEESSEN (Schulsozialpädagogin)

Sie sind auch Familienvater. Wie ist es für Sie aus der Sicht des Vaters, wenn Sie Ihre Sicht als Lehrer jetzt rausnehmen, für Ihre Kinder zu lernen, auch ohne Hobbys und so?

Das ist außergewöhnlich, auch für meine Kinder zuhause. Ich habe zwei Kinder, die sind hier am UEG, und ein Kind, das ist an der Grundschule, an der Daalerschule. Dadurch, dass die Klassenlehrerin an der Daalerschule auch über IServ das Lernen zu Hause steuert, ähnlich wie bei uns, haben wir gar nicht so große Probleme, weil wir keine unterschiedlichen Systeme unter einen Hut bringen müssen. Zudem haben wir es eigentlich noch ganz gut getroffen, weil unsere Kinder schon relativ groß sind. Also mit 15, 13 und 9 kriegen die das ganz gut hin, sich selber zu organisieren. Da haben wir Glück. Meine Frau arbeitet auch und wenn ich hier in der Schule bin, dann sind die drei letztendlich häufig alleine und müssen ihr Lernen selber organisieren. Das klappt grundsätzlich ganz gut. Ich merke aber, dass es sie auch beansprucht. Es ist für sie über das Lernen hinaus insofern eine Herausforderung, als sie ihr Freunde vermissen und gerne wieder engeren Kontakt haben würden und natürlich ganz gerne wieder ihren Hobbys nachgehen würden. Von daher hätte ich gar nicht gedacht, dass sie jemals sagen würden: „Ich freue mich schon wieder so auf die Schule!“ 😉

Was denken Sie, wie es nach den Sommerferien weitergeht?

Da sind wir wirklich gespannt. Wir warten auf das, was aus dem Kultusministerium kommt. Die Verantwortlichen werden diese Frage aber, aus meiner Sicht, nicht schnell entscheiden, sondern sie werden abwarten, wie sich jetzt diese erste Öffnung und die nachgeschalteten Phasen hinsichtlich der Infektionszahlen verhalten. Wenn es sozusagen eine zweite Welle geben sollte, dann kann es sein, dass dieses, was uns jetzt gerade trifft, die Teilung von Präsenzunterricht und Lernen zu Hause, auch nach den Sommerferien so weitergehen könnte. Aber das hängt wirklich davon ab, wie sich letztendlich jetzt die Infektionszahlen entwickeln.

Glauben Sie, dass die jetzige Bildungssituation Auswirkungen auf die Bildungsmöglichkeiten hat, sodass dieser spezielle Jahrgang entsteht?

Ich glaube nicht, dass es sozusagen etwas ist, was man jetzt irgendwie messen kann oder differenziert wahrnehmen kann. Diese Situation wird mit Sicherheit den ein oder anderen prägen, vielleicht auch hinsichtlich der Persönlichkeit. Es ist schön, dass wir merken, welch ein hohes Gut doch unsere Gemeinschaft ist. Und ich hoffe sogar, dass wir, wenn wir unsere schulische Situation von einer anderen Seite betrachten, sogar einen Schritt nach vorne gemacht haben. Frau Wieligmann hat im ersten Videopodcast von der digitalen Metamorphose gesprochen. Das heißt, sowohl wir Lehrkräfte als auch viele Schüler*innen sind jetzt dazu gezwungen, sich mit neuen digitalen Medien auseinanderzusetzen. Es ist eine andere Art des Lernens und ich glaube, dass wir da Fähigkeiten erweitern. Dass hinsichtlich inhaltlicher und auch prozessbezogener Kompetenzen vielleicht etwas auf der Strecke bleibt, das mag leider so sein. Wir hoffen aber, dass wir unsere Lehrpläne so reduziert haben, dass zumindest die Basiskompetenzen erreicht werden. Wir müssen uns fragen: Was ist jetzt in dieser Zeit unbedingt notwendig, was ist wirklich wichtig und was kann man vielleicht erst einmal weglassen? Und ich hoffe, dass wir durch diese Vorgehensweise erreichen, dass Schüler*innen nicht auf der Strecke bleiben – neben dem Lernen vor allem auch sozial und emotional gesehen.

https://www.ueg-leer.de/schuelerbeteiligung/sv/153-sv-podcast

Denken Sie, dass digitale Medien immer mehr in den Unterricht eintreten werden, sodass wir eventuell auch in Zukunft mit unseren Laptops im Unterrichtsraum sitzen werden, so wie wir zu Hause im Moment viel am Tablet oder Laptop schreiben?

Ich glaube, der Anteil digitaler Kommunikation wird zunehmen. Wir alle, Lehrer und Schüler, haben in letzter Zeit viel gelernt, z.B. den Umgang mit den vielen unterschiedlichen Modulen in IServ oder dem Anfertigen von digitalen Unterrichtsinhalten (z.B. Erklärvideos, LeraningApps). Das wird uns auch, egal ob der Unterricht nach den Sommerferien normal oder begrenzt weitergeht, eine große Hilfe sein und ich glaube auch, dass es durchaus einen Schub geben wird, was z.B. den Einsatz von Laptops, Tablets usw. im Unterricht angeht. Wir entwickeln uns, das ist gut.

Übrigens, ihr habt vielleicht mitbekommen, dass wir das Lernen mit Laptop etc. jetzt schon für die Präsenzzeit für euch öffnen. Das heißt, wenn ihr jetzt in den Unterricht kommt, in der Präsenzphase, dürft ihr eure Laptops und Tablets mitnehmen, wenn ihr eure Daten aus dem Lernen zu Hause darauf gespeichert habt und damit weiterarbeiten wollt – bitte aber immer in Absprache mit den Lehrkräften.

Wie war es für Sie in der ersten Zeit, als Abstand zu halten, keine Freunde zu treffen und Ostern nur mit der engsten Familie zu verbringen, verlangt wurde?

Für mich persönlich bzw. für meine Familie war es auch eine Umstellung, denn ich glaube, wir treffen alle ganz gerne die erweiterte Familie und unsere Freunde und dadurch, dass man z.B. auch andere aus der Familie schützen möchte, sei es z.B. die eigenen Eltern, hat man den Kontakt eingeschränkt. Das fiel allen nicht leicht. Wir mussten andere Formen des Umgangs suchen. Ich glaube, es gibt unendlich viele Familien, die Zoom, Skype oder andere Möglichkeiten von Videokonferenzen für sich entdeckt haben, sodass ein guter Kontakt zu denen, die einem am Herzen liegen, gehalten werden kann.

Denken sie, dass es Probleme im zukünftigen Schulleben bis zu den Sommerferien geben wird?

Natürlich wird es für alle erst einmal komplizierter und man muss sich zurechtfinden. Wo darf ich jetzt langgehen? Welchen Eingang nutze ich? Wo ist mein Pausenbereich? Wie kann ich Abstand halten? Wo trage ich eine Maske? Wann muss ich Hände waschen?

Ein normaler Unterricht und ein normales Schulleben werden für alle nicht möglich sein, das müssen wir uns klarmachen. Wir müssen aufeinander Rücksicht nehmen und uns helfen. Dass das funktionieren kann, habt ihr Schüler bereits gezeigt. Es ist z.B. toll, wie ihr die Schülerzeitung neu belebt habt und euch für die Schule einsetzt. Das ist klasse!

Ich denke, dass wir diese Situation alle gemeinsam meistern werden.

Mit dieser Einstellung werden wir diese Zeit meistern. Alle zusammen, als eine Gemeinschaft!

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